Es gibt Kirchen für Gottesdienste. Und es gibt Kulturstätten in entweihten Kirchen. Im Gelsenkirchens nördlichstem Stadtteil, Hassel, gibt es beides zusammen: Dort teilt sich die evangelische Gemeinde jetzt die Lukaskirche mit der Bürgerstiftung „Leben in Hassel“. Frei nach einem bekannten Zitat von Dietrich Bonhoeffer – „Kultur ist der Spielraum der Freiheit“ – wird am Samstag, 13. November, das „BonniMax – Der Spielraum in der Lukaskirche“ unter anderem durch Gelsenkirchens Oberbürgermeisterin Karin Welge und einen interreligiöser Gottesdienst eröffnet. Musik, Tanz, Theater, Kunstausstellung, Mittagessen, Kaffee und Kuchen laden ab 13 Uhr ein, die neue Kulturstätte mitsamt den vollzogenen architektonischen Verwandlungen des Kirchenraums im Inneren zu erleben. Der Eintritt ist frei.
Zwei Jahre lang war die Lukaskirche mit Mitteln der Städtebauförderung für rund 400.000 Euro modernisiert und nach einem Entwurf der Architekten Kroos & Schlemper auf ihre neue Doppelrolle hin vorbereitet worden. Die größte technische Innovation steckt in Licht-, Ton- und Präsentationstechnik. Der Altarraum kann zum Bühnenraum umgebaut werden. Zwei rundlich-nierenförmige Pavillons im hinteren Teil des Raums bieten dem Publikum einen ersten Rang – beziehungsweise Gläubigen eine Empore. Darunter verstecken sich typische neue BonniMax-Funktionen: ein Multifunktionsraum und eine Teeküche mit Technikraum.
Mit der Eröffnung, die wegen Corona eineinhalb Jahre später stattfindet als geplant, wird die neue Raumausstattung nun bei freiem Eintritt, wenn auch mit 3G-Kontrolle und Abstandsregelung, einem ersten Härtetest unterzogen. Das Programm startet ab 13 Uhr mit einem Mittagessen, das zu moderaten Preisen vom Restaurant Dietrichs im Stadtteilzentrum Bonni, dem ehemaligen Dietrich-Bonhoeffer-Haus, angeboten wird. Nach den offiziellen Grußworten zur Eröffnung von Gelsenkirchens Oberbürgermeisterin Karin Welge ab 14 Uhr, folgt ein interreligiöse Gottesdienst der evangelischen, katholischen, neuapostolischen und DITIB-Gemeinde des Stadtteils um 14.30 Uhr.
Ab 15.30 Uhr testet die Bigband Spark Plugs mit swingend treibenden Grooves, RocknRoll-artigen Shuffles und Pop in Rock und Latin Styles die Akustik des neuen Spielraums. Ab 16.30 Uhr tanzen die Kindertanzgruppen des Stadtteilzentrums Bonni und der DITIB-Gemeinde auf dem Bühnenparkett. Musikalisch weiter geht es um 17.15 Uhr mit der weiblichen Saxophon-Combo Blasfemin, die unter der Überschift „Mixed Pickles“ feine, kleine Musikstückchen zeitgenössischer wie Heiner Wiberny oder Kareen Street ebenso wie altbekannter Komponisten wie Duke Ellington oder Scott Joplin serviert. Um 18.15 Uhr erzählt Poetry-Slammer Tobias Reinartz von absurden Situationen und irrwitzigen Abenteuern. Das Theater K.L.O.W.N. beendet den Tag gegen 18.45 Uhr mit einer Vorschau auf die Premiere seines neuen Stücks „Chinesische Mauer“: diese findet nämlich gut eine Woche später, am 21. November, ebenfalls im BonniMax statt.
Zur Eröffnung werden zudem Werke von Alfred Schmidt und Monika Schmidt ausgestellt. Der Künstler Alfred Schmidt dokumentierte über 20 Jahre lang die Arbeitswelt der Bergleute unter Tage. Immer an seiner Seite die Künstlerin Monika Schmidt, die sich nach dem Tode von Alfred Schmidt 1997 wieder eigenen künstlerischen Themen widmete.
„Das BonniMax hat viele Mütter und Väter. Gedanklich Dietrich Bonhoeffer, Praktisch die Bürgerinnen und Bürger des Stadtteils, der Gemeindevorstand, die Bürgerstiftung, das Kuratorium derselben, viele ehrenamtliche Mitarbeiter*innen, die Architekten, die Stadt Gelsenkirchen und die Städtebauförderung von Bund und Land. Die Eröffnung musste immer wieder verschoben werden. Jetzt freuen wir uns um so mehr darauf,“ sagt Dr. Rolf Heinrich, ehemaliger Gemeindepfarrer und Vorsitzender der Bürgerstiftung Leben in Hassel e.V.
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